Traktoren, die sonst auf den Feldern ihre Runden ziehen, haben sich letzten Donnerstag erneut in Gardelegen auf dem Tivoliplatz aufgereiht.
Ein Strohhänger als Bühne, Tontechnik, Feuerschalen und die Versorgung hatten Gardelegener Landwirte organisiert, denn die berufsständische Forderung zum Erhalt der Agrardieselrückerstattung, hat bisher kein politisches Gehör gefunden.
Landwirte, Handwerker und Bürger der Stadt hörten sich bei Schneeregen und Temperaturen um den Gefrierpunkt an, was die Redner auf der Bühne zu sagen hatten.
Sie begleiteten die Worte mit lautstarken Zurufen, Applaus oder Pfiffen.
„Man hat den Eindruck die Politik interessiert sich gar nicht für uns“, so Christian Raapke, Vorstandsmitglied des Kreisbauernverbandes.
Die seit Dezember letzten Jahres laufenden Proteste, Blockaden, Kundgebungen und Mahnfeuer haben bisher zu keiner akzeptablen Lösung geführt.
Keine monetären Abschätzungen von politischen Eingriffen, unfachliche Vorgaben, ausufernde Bürokratie, wachsender Fachkräftemangel oder auch teure Energieversorgung treiben die Bauern und darüber hinaus auch weitere Firmen auf die Straße.
Jörg Kämpfer, Chef einer Gardelegener Elektrofirma, sah viele Gemeinsamkeiten mit der Landwirtschaft.
„Auch wir kämpfen mit der Bürokratie und mit Billigimporten, die von der Politik zugelassen werden“, so Kämpfer.
Er betonte, dass Handwerk und Landwirtschaft im ländlichen Raum das Fundament ist.
„Wir sind nur noch das Fußvolk, welches in der Stadt nicht gehört wird“, brachte es Martin Oberender, von der Organisation Land schafft Verbindung, ziemlich krass zum Ausdruck.
Wieder in einen Dialog zu kommen ist schwierig, aber es wird nur miteinander gehen, hob Pfarrer Tobias Krüger in seinen Ausführungen hervor.
Ökolandwirt Carsten Niemann sah es als große Freiheit an, dass wir in unserem Land die Möglichkeit haben unsere Wut in friedlichen Protesten zum Ausdruck bringen zu dürfen.
„Die Regierung hat den rund 266.000 Landwirten in Deutschland mit der Streichung der Agrardieselrückerstattung eine kollektive Ohrfeige verpasst, so Niemann.
Jeder Landwirt, der hier steht, hat im letzten Jahr bereits tausende Euro an Mineralölsteuer an den Staat überwiesen.
Verstehen wir die Regierung nicht oder versteht die Regierung uns nicht?
„Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass unsere Proteste zu Veränderungen führen werden“, rief Niemann den Teilnehmern der Kundgebung zu.
Foto und Text: A. Jacobs, Bauernverband Altmarkkreis Salzwedel e. V.